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Was versteht man unter „User Experience“ im Medical-Bereich?

Autor: Benjamin Franz

Lesedauer:

Mrz 2022
Was verbirgt sich hinter dem Begriff „User Experience“? Welches Konzept steckt dahinter? Warum ist es für den Medical-Bereich so relevant? Was umfasst die User Experience? Wieso hat sie einen so hohen Stellenwert für Ihr Produkt und wie können Sie sie verbessern? Wenn Sie sich eine oder mehrere dieser Fragen gestellt haben, dann finden Sie hier die passenden Antworten.

In diesem Artikel erklären wir Ihnen schnell und präzise, was sich hinter dem Begriff „User Experience“ verbirgt. Zudem zeigen wir Ihnen, warum er gerade im Medical-Bereich immer weiter in den Fokus rückt.

Was versteht man unter „User Experience“ und „UX“?

User Experience, oder abgekürzt UX, beschreibt das Nutzererlebnis und die Nutzererfahrung bei Verwendung eines Produkts. Die User Experience beinhaltet alle Emotionen, Wahrnehmungen und Reaktion vor, während und nach der Nutzung dieses Produkts.

Die DIN EN ISO 9241-210 beschreibt User Experience als „die Wahrnehmung und Reaktion einer Person auf die Nutzung bzw. die erwartete Nutzung eines Produkts“.

Beispiele für die genannten Wahrnehmungen und Reaktionen:

  • Emotionen während der Nutzung können Abneigung und Frust hervorrufen. Aber auch der Joy of Use, also eine empfundene Liebe bei Verwendung des Produkts, ist denkbar.
  • Physische und psychologische Wahrnehmungen bei der Nutzung des Produkts können beispielsweise die Reize sein, die verarbeitet werden. Hier zählen auch Rückmeldungen (Warntöne, optischer Input), die das Produkt dem Nutzer gibt, herein.
  • Reaktionen können auch Handlungen sein, die durch das Gerät antizipiert werden.

Zur User Experience gehören drei Faktoren: das Produkt, der Nutzer und der Nutzungskontext.

Was umfasst die User Experience?

  • Die Wahrnehmung der Benutzeroberfläche durch den Nutzer. Ist ein User Interface übersichtlich gestaltet und intuitiv zu bedienen?
  • Die Struktur eines Interfaces oder einer Webseite. Findet man sich schnell zurecht oder ist alles unübersichtlich und unmissverständlich aufgebaut?
  • Auch die Erwartungshaltung des Nutzers und ob diese erfüllt wird, spielt in für die User Experience eine Rolle.
  • Haptik und alle physischen Reize, die von dem Produkt ausgehen. Wie fühlt sich Ihr Produkt für den Nutzer an? Wie sieht es aus und hat es vielleicht sogar einen angenehmen Geruch?

Warum ist eine gute UX gerade im Medical-Bereich wichtig?

Eine gute UX eines Medizinprodukts hilft medizinischem Personal fehler- und stressfreier zu arbeiten. Im Medical-Bereich bedeuten Fehler und Fehlbedienungen oft gesundheitliche Schäden bei Patienten.

Ein weiterer Faktor, warum UX im Medical-Bereich immer wichtiger wird, ist die steigende Erwartungshaltung der Nutzer. Da Technik mit sehr guter UX im privaten Alltagsgebrauch immer präsenter ist, erwarten die Nutzer diese auch am Arbeitsplatz. Das gilt sowohl für Ärzte als auch Pfleger, aber auch für Laienanwender von Medizinprodukten für den Home-Use.

Wer hier mithalten will, muss den hohen Standard, den Nutzer aus dem alltäglichen Gebrauch von Technik gewohnt sind, einhalten. Schaffen Sie es, eine herausragende User Experience Ihres Produkts zu gewährleisten kann das einen klaren Marktvorteil schaffen.

Wie erreichen Sie eine gute User Experience für Ihr Produkt?

Für eine gute User Experience brauchen Sie das Feedback echter Nutzer zu Ihrem Produkt. Dieses gilt es mit UX Research in iterativen Testläufen herauszufinden.

Die hier gewonnenen Daten werden dann von einem UX Designer in das Produktdesign eingebracht. Einen genauen Ablauf finden Sie in unserem Artikel „Usability und User Experience Design für Experteninterfaces – wie geht es richtig?“. Auch wenn dieser Artikel nicht explizit für den Medizinbereich geschrieben wurde, lässt sich der Ablauf größtenteils übertragen.

Da Sie für Ihr Medizinprodukt Usability Engineering betreiben müssen, bietet sich hier eine Möglichkeit, dieses mit dem UX Design zu verbinden. Warum „nur“ die Usability eines Produkts mit echten Nutzern testen, wenn im Zuge dessen direkt die UX mitgetestet und somit auch gesteigert werden kann? Hier haben Sie einen klaren Vorteil gegenüber Konkurrenten, die sich nur pflichtbewusst mit der Usability ihres Medizinprodukts beschäftigt haben.

 

Kriterien an eine gute UX

Auch wenn die User Experience etwas Subjektives ist, können einige Faktoren festgelegt werden, die zu einer guten UX beitragen.

  • Die möglichst fehlerfreie Bedienung steht hier an oberster Stelle. Ein Medizinprodukt, das viele Fehler in der Bedienung zulässt, kann für den Nutzer schnell frustrierend werden. Es gilt: ohne sehr gute Usability auch keine gute UX.
  • Es ruft einen „Joy of Use“, also ein positives Nutzererlebnis hervor.
  • Das Produkt bietet eine sehr gute Hilfestellung bei einem Problem des Nutzers.
  • Nutzerbedürfnisse und die Erwartungshaltung der Nutzer gegenüber dem Produkt werden erfüllt.
  • Design und Optik sind so konzipiert, dass die Bedienung sofort ersichtlich ist und keine Fragen zur Nutzung offenbleiben.

 

Fazit

Eine gute User Experience ist bei Medizinprodukten unerlässlich. Im Zuge des vorgeschriebenen Usability Engineerings kann sie optimal integriert werden. Neben zufriedenen Nutzern bringt gute UX vor allem einen Vorteil gegenüber Konkurrenzprodukten.

Bei welchem Medizinprodukt konnten Sie eine herausragende User Experience erleben oder beobachten? Gerne können Sie diesen Beitrag kommentieren oder sich über unser Kontaktformular melden.

 

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